Philip Deml übernimmt Chefsessel bei Fraport (FR, 27.12.2010)

Foto: FR/Michael Schick

Der 19-jährige Philip Deml besucht die Heinrich-Emanuel-Merck-Schule in Darmstadt, steht kurz vor Abschluss seiner Abiturprüfungen und hat sich im vergangenen halben Jahr für den Fraport-Chefsessel qualifiziert. Nun übernahm er Acht Stunden den Job Fraport-Vorstandschefs. 

Philip Deml ist da. Der neue Vorstandschef des Flughafenbetreibers Fraport hat am Mittwochmorgen die Führungsaufgabe überraschend von seinem Vorgänger Stefan Schulte übernommen. Gegen 7.45 Uhr hatte die Dienstlimousine den 19-Jährigen in Darmstadt abgeholt, eine halbe Stunde später fährt Deml durchs Tor3 zum Vorstandsgebäude des Flughafenbetreibers. Im achten Stock wirft er einen schnellen Blick auf die Post, dann bricht der junge Top-Manager zur Bestandsaufnahme des Unternehmens auf.

Am späten Vormittag unterrichtet Fraport-Chefplaner Horst Amann den neuen Vorstandschef darußen auf der Baustelle über den Stand der Bauarbeiten an der Nordwestlandebahn. Alles im Plan, sagt Amann. Im Anschluss gibt Deml Fernsehsendern ein kurzes Statement, dann geht es weiter Richtung Terminal 1. Zielstrebigkeit, sagt Deml, sei eine Eigenschaft, die einen Top-Manager auszeichnen müsse. „Die Ziele muss man klar vor Augen haben.“ Und: „Verantwortungsbewusstsein muss da sein, weil man für viele Menschen Verantwortung trägt.“ Vor allem soziale Verantwortung, sagt der 19-Jährige. „Das ist ein wichtiger Aspekt, gerade nach der Bankenkrise, die zerstörerisch gewirkt hat. Da muss frischer Wind von einer neuen Generation kommen.“

Im letzten Halbjahr für den heutigen Tag qualifiziert

Deml besucht die Heinrich-Emanuel-Merck-Schule in Darmstadt, steht eigentlich kurz vor Abschluss seiner Abiturprüfungen und hat sich im vergangenen halben Jahr für den Fraport-Chefsessel qualifiziert. Aus dem mehrstufigen Verfahren, organisiert von der Personalberatung Odgers Berndtson, war Deml als der Qualifizierteste hervorgegangen. Im Finanzbereich tätig zu sein, hat sich Deml schon seit einiger Zeit vorstellen können. Jetzt sitzt er an der Spitze einer der größten Flughafenkonzerne Europas – wenn auch nur für einen Tag. „Chef für einen Tag“ ist eine Initiative der Stiftung Lesen, Odgers Berndtson und Focus-Money, die seit 2004 einmal im Jahr veranstaltet wird.

Zwischen 4000 und 6000 Schülerinnen und Schüler zeigen bundesweit Interesse an der Aktion, sagt Susanne Theisen-Canibol, die die Aktion betreut. Deml hatte sich im mehrstufigen Bewerbungsverfahren durch „gesunden Ehrgeiz, Offenheit und durch Verantwortung“ profiliert. Ebenso wie die Schüler bewerben sich auch die Unternehmen für die Aktion. Gerade für Finanzdienstleister und Versicherungen sei die Aktion „ein Weg, um an künftige Mitarbeiter heranzukommen“, sagt Theisen-Canibol. Deml besucht den Wirtschafts-Leistungskursus seiner Schule, und die Möglichkeit, für einen Tag in die Rolle eines Top-Managers zu schlüpfen, hat ihn von Anfang an gereizt. Der Rollentausch für einen Tag hat diesen Reiz nur noch erhöht. Nach dem Abitur will Deml Wirtschaftswissenschaften studieren, „in Mannheim oder Frankfurt“, sagt der 19-Jährigen – in jedem Fall nicht zu weit weg von der Fraport-Vorstandsetage.

Frankfurter Rundschau, 27.12.2010
_______________________________________________________________________________________

Acht Unternehmen stellen ihren Chefsessel in diesem Jahr einer Schülerin oder einem Schüler zur Verfügung: Neben Fraport sind das Gardena, Hyundai, Randstad Deutschland, Europcar, Edeka, die Westfälische Wilhelms-Universität und Signal Iduna. Die Aktion wird von der Stiftung Lesen, der Beratungsagentur Odgers Berndtson und Focus-Money organisiert.

 

Chef für einen Tag: In der Kategorie "Beste Bewerbung" hat unser BG-Wirtschaft den 1. Platz belegt !!!